Der Fachverband Rundfunk- und BreitbandKommunikation (FRK), die Leipziger Messe und die WMZ Werbe- und Medienzentrum GmbH haben kürzlich einen Kooperationsvertrag zur Durchführung des 18. Breitbandkongresses des FRK in Leipzig unterzeichnet. Durch die Zusammenarbeit soll der Kongress, der bereits seit 2005 im CCL der Messe Leipzig stattfindet, eine neue Ausrichtung erfahren und sein Profil schärfen. Cable!Vision Europe hat über die Hintergründe und geplanten Änderungen mit Heinz-Peter Labonte, dem Vorsitzenden des Verbandes, gesprochen.


Was waren die Hintergründe für diese Partnerschaft?

In den vergangenen Jahren ist der organisatorische Aufwand für unsere Veranstaltung stetig gewachsen. Da die Verbandsarbeit des FRK bei uns ausschließlich ehrenamtlich stattfindet, sind wir mit unserem Zeitaufwand irgendwann an zeitliche Grenzen gestoßen. Zudem hat sich unser Umfeld durch die fortschreitende Konvergenz von Technik, Fernsehen und Internet sowie damit einhergehenden Veränderungen des Verhaltens der Kunden unserer Mitglieder stark verändert. Daher haben wir uns für eine Neuausrichtung und die enge Zusammenarbeit mit einem starken Partner entschieden. Durch die Kooperation mit der Messe Leipzig erhalten wir mehr Freiräume und können uns als Veranstalter wieder intensiver auf die inhaltliche Konzeption und die Ausgestaltung eines ansprechenden Tagungs- und Messeprogramms konzentrieren. Zugleich wollten wir diese Neuausrichtung auch deutlich nach außen zeigen. Wir haben daher unserer Veranstaltung einen anderen, zeitgemäßen Namen gegeben. Aus dem Kabelkongress wurde der Breitbandkongress des FRK. Wir freuen uns nun, Ausstellern und Besuchern im Herbst am 5. und 6. Oktober im Congress Center Leipzig (CCL) ein frisches Konzept mit zahlreichen Neuerungen präsentieren zu können.


Welche Schwerpunkte setzen Sie beim neuen Breitbandkongress?

Unsere Runderneuerung bezieht sich nicht nur auf den Namen. Wir wollen ganz klar auch die Zielgruppen erweitern und neue Interessenten jenseits des bisherigen Tellerrandes ansprechen. Zudem haben wir die Absicht diese Zielgruppen noch stärker zusammenzuführen, um über neue Geschäftsmodelle, Ideen und Konzepte zu diskutieren. Der Breitbandkongress mit begleitender Fachausstellung präsentiert sich daher mit einem übergreifenden Informationsangebot für Hersteller und Verarbeiter, für Finanziers und mittelständische sowie kommunale Infrastrukturanbieter, für Inhalteanbieter und Softwareprovider, kurz für die wesentlichen Anbieter und Nutzer von Breitbandnetzen in Deutschland. Dieser Anspruch spiegelt sich in den Schwerpunkten Infrastruktur, Endgeräte, Programminhalte sowie Finanz- und Rechtsdienstleistungen wider, die wir in vier Foren behandeln.


Ihr Forum 1 befasst sich mit dem großen Thema Infrastruktur. Worum wird es da gehen?

Langfristig wird es keinen Weg an der Glasfaser vorbei geben. Doch gegenwärtig erleben wir eine heftige Diskussion zwischen allen Marktteilnehmern darüber, wie denn die Übergangsphase aussehen soll. Glasfaser sofort oder soll es doch eine Übergangsphase mit Technologiemix geben, wie es die Bundesregierung bei der Verfolgung ihrer Breitbandziele vorhat? Weitere Investitionen in die seit 30 Jahren abgeschriebene und ausgelutschte Kupferinfrastruktur der Telekom? LTE als Königsweg für den ländlichen Raum?
Dabei klaffen die Lücken zwischen den überversorgten Städten und dem ländlichen Raum jeden Tag weiter auseinander. Zukünftig werden 72 Prozent der Bandbreite nach neuesten wissenschaftlichen Untersuchungen für Video-Screening benötigt. Dies stellt Netzbetreiber insbesondere im ländlichen Raum vor große Herausforderungen. Wer finanziert eigentlich zukünftig die Breitbandinfrastrukturen, nicht nur diesen in ländlichen Gebieten, zur optimalen Nutzung von All IP? Der Staat jedenfalls angesichts leerer öffentlicher Kassen nicht. Ebenso müssen Netzneutralität und Ordnungspolitik in Einklang gebracht werden. Allerdings fehlt der systematische Überblick. Breitbandgipfelprozess der Bundesregierung, Digitale Netzallianz, Breitbandbüros auf allen staatlichen Ebenen sowie eine Vielzahl verstreuter Informationen in Seminaren, Kongressen, Workshops und Hausmessen. Der Breitbandkongress des FRK will konzentriert Informationen mit der begleitenden Fachausstellung unter einem Dach zusammenführen.


Womit beschäftigen sich die anderen drei Foren?

Im Endgerätemarkt und bei den Inhalteanbietern geht es letztlich um die Frage, ob der Wohnzimmer-Fernseher der Mittelpunkt bleibt oder gegenüber Mobil-TV via Smartphone/Tablet verliert. Das dritte Forum Finanzen und Recht geht der Frage nach, wie private Finanzierungskonzepte für private Anleger, Family Offices organisiert werden und für Banken und Versicherungen in Zeiten niedriger Sparzinsen aussehen sollen. Könnte der Breitbandausbau eine Anlagealternative für die Altersvorsorge sein? Welche potentiellen Hindernisse gilt es zu bewältigen? Und bei der letztlich immer brennenden Frage geht es um die Inhalte. Kann journalistische Qualität in dieser sich rasch verändernden Medienwelt überhaupt überleben, oder bestimmen von Google und Co bezahlte Halbprofis und Amateure das Spielfeld und die Meinungshoheit. Andere Inhaltefragen sind, ob der lineare TV-Konsum trotz interaktiver HbbTV-/SmartTV-/IP-TV-Angebote bestehen bleibt und welche Rolle zukünftig Multiscreen-TV im Verbreitungsmix übernehmen wird?


Auf welche weiteren Neuerungen können wir uns freuen?

Der Breitbandkongress schreibt erstmals einen Innovationspreis für Aussteller aus. Dessen Gewinner wird von den Ausstellungsbesuchern während des Kongresstages am 6. Oktober gewählt. Dabei kann jeder Aussteller sein innovativstes Produkt auf dem Kongress zur Abstimmung stellen. Zum Abschluss des Kongresses wird der Gewinner des Innovationspreises bekannt gegeben und geehrt. Unter den Teilnehmern der Abstimmung wird zudem ein wertvolles Endgerät verlost, das alle Möglichkeiten der neuen Technik bietet. Eine weitere interessante Innovation ist, dass sich Marktteilnehmer interaktiv zu den in Fachforen diskutierten Themen melden und mit Fragen in die Diskussionen einbringen können. Wir denken an bis zu zwei zusätzliche Diskutanten, die dann neben den programmgemäßen Podiumsteilnehmern vorgeschlagen werden.

Heinz-Peter Labonte, Vorsitzender des Fachverbandes Rundfunk- und BreitbandKommunikation (FRK)

 

Artikel aus der CableVision 4/2015

CableVision 4 2015S 24-25 Seite 1